RODEL WM – WENN GEFÜHLE SCHLITTEN FAHREN
Österreichs Kunstbahn-Asse sorgen nach dem Olympia-Märchen von Pyeongchang auch bei der Weltmeisterschaft im deutschen Winterberg für eine sehenswerte Ausbeute. Am Schlusstag sicherten sich die Schützlinge von ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor Rene Friedl zwei weitere Medaillen. Reinhard Egger raste im Herren-Einsitzer ebenso zu Silber, wie das ÖRV-Team in der Team-Staffel. Damit fällt die Bilanz mit insgesamt sechs Medaillen mehr als positiv aus. Neben Platz 2 im Staffel-Bewerb gab es im Sprint Gold (Jonas Müller) und Bronze (Steu/Koller) zu bejubeln, in der allgemeinen Klasse sicherten sich Reinhard Egger und Hannah Prock (U-23-Wertung) Silber, Thomas Steu und Lorenz Koller eroberten im Disziplinenrennen der Doppelsitzer ihre zweite Bronzemedaille.
Dabei begann der Schlusstag alles andere als nach Wunsch. Der frisch gebackene Sprint-Weltmeister Jonas Müller musste seine Medaillenambitionen im Einsitzer der Herren nach einem Sturz im ersten Lauf begraben, Olympiasieger David Gleirscher, der mit Zwischenrang vier alle Chancen auf Edelmetall hatte, sah sich aufgrund eines Regelverstoßes beim Vermessungsprozedere am Start mit einer Disqualifikation konfrontiert. Titelverteidiger Wolfgang Kindl wurde die nachlassende Bahn zum Verhängnis, damit ruhten sämtliche Hoffnungen auf Reinhard Egger. Der 29-jährige Tiroler behielt trotz der Hektik rund um Gleirschers Disqualifikation die Ruhe, packte einen Traumlauf aus und raste von Zwischenrang 5 zu WM-Silber. Für den Langkampfener, der heuer am Königssee seinen ersten Weltcupsieg einfuhr, ist dieser Erfolg der größte seiner Karriere.
In der abschließenden Team-Staffel setzte das heimische Quartett noch eines drauf. Die 18-jährige Hannah Prock hielt den Rückstand auf die bis dahin führenden Italiener in Grenzen, Reinhard Egger verwandelte den Rückstand in einen Vorsprung, den die Doppelsitzer Thomas Steu und Lorenz Koller souverän ins Ziel brachten. Beugen musste sich das heimische Quartett lediglich Russland. Gastgeber Deutschland, bisher bei Weltmeisterschaften in der Team-Staffel ungeschlagen, musste sich mit Bronze begnügen.
Am kommenden Wochenende findet der Rodel-Weltcup in Altenberg (GER) seine Fortsetzung.
Stimmen:
Rene Friedl: (ÖRV-Sportdirektor & Cheftrainer)
„Unterm Strich war es für uns eine absolut erfolgreiche Weltmeisterschaft. Wir haben weit mehr Medaillen geholt als erhofft und ziehen somit ein sehr positives Resümee. Bei den Herren ist uns die mannschaftliche Geschlossenheit zu gute gekommen, wenn die einen auslassen, sind andere da, das zeigt wie stark wir hier aufgestellt sind. Für David tut es mir extrem leid, er hatte heute definitiv Medaillenchancen und ist unschuldig zum Handkuss gekommen. Fakt ist, dass bei der Kontrollmessung am Start in der Hektik Fehler passiert sind. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass so etwas nicht noch einmal passiert, aber auch die Kampfrichter sind meiner Meinung nach nicht frei von Schuld. Sie wurden sofort informiert, haben am Prozedere trotzdem festgehalten. Am Ende hat die Jury leider gegen den Athleten entschieden. Wir haben einen Gegenprotest eingelegt, der allerdings abgelehnt wurde, das ist bitter, aber so zu akzeptieren.“
Reinhard Egger (ehem. SportHAS):
„Zwischen Felix Loch und Semen Pavlichenko, die bei Weltmeisterschaften schon so viel gewonnen haben am Podest zu stehen, tut richtig richtig gut. Ich habe schon die gesamte Saison über extrem viel Spaß beim Rodeln, bin extrem lockerer drauf. Speziell den zweiten Lauf habe ich super getroffen, Tobias Schiegl hat den Schlitten optimal eingestellt. Dann noch die Medaille im Team, es ist alles aufgegangen, die Freude ist riesengroß!“
Lorenz Koller (ehem. SportHAS):
„Großes Kompliment an die Hannah (Anm.: Prock), sie hat trotz ihrer Jugend die Nerven behalten und die Basis für die Silbermedaille in der Team-Staffel gelegt. Für uns persönlich war das Wochenende definitiv sensationell, wir wussten zwar, dass für uns drei Medaillen möglich sind, dass es aber so ausgeht ist natürlich ein Traum.“
Hannah Prock (SportBORG):
„Die Medaille im U-23-Rennen war schon extrem lässig, jetzt noch eine mit der Mannschaft zu holen ist der Wahnsinn. Die Anspannung war schon da, aber im positiven Sinne, oben war es nicht ganz so sauber, unten raus habe ich dann aber voll getroffen.“
Wolfgang Kindl (ehem. SportBORG):
„Im ersten Lauf hatte ich aufgrund der Bahnverhältnisse keine Chance, der Zeitrückstand in Richtung Medaillen war einfach zu groß. Ich habe im zweiten Durchgang nochmals alles probiert und so ziemlich das Beste herausgeholt, aber unterm Strich bin ich natürlich alles andere als zufrieden und schon sehr enttäuscht.“
Bild & Text: ÖRV